Redebeiträge (Deutsch)

Inhaltsverzeichnis

Teil 1 – Marktplatz

Intro

Hiii 🙂 schön, dass ihr alle hier seid!

Bevor wir loslegen, möchte ich noch ein paar Worte über den Ablauf und Awareness verlieren.

Wir starten gleich mit dem ersten Schwung Redebeiträge, dann laufen wir eine Runde über Schießwall, Löfflerstraße, und Rubenowstraße zum Bahnhofsvorplatz. Da gibts nochmal ein paar Redebeiträge, bevor wir euch in den Queer-Garten in der STRAZE entlassen. Die genaue Route könnt ihr bei Instagram einsehen, oder fragt jemanden von uns.

Bitte achtet darauf, dass ihr während der Veranstaltung keine waffentauglichen Gegenstände dabeihabt, oder Glasflaschen! Ja, Mateflaschen oder Spezi auch nicht. Während der Demo machen wir natürlich Rettungsfahrzeugen Platz, wir halten den Zug nicht auf, rangeln nicht, oder sonst was. Alkohol hat hier auch nichts zu suchen.

Wir wünschen uns, dass die Alternative Pride ein Safer Space (möglichst sicherer Raum) für Alle wird! Wir lehnen übergiffiges und diskriminierendes Verhalten ab. Seid solidarisch. Achtet aufeinander. Fragt nach Konsens. NUR JA HEIßT JA!

Sollte dennoch etwas vorfallen, wodurch du dich nicht sicher fühlst, kannst du dich an das Awareness-Team wenden. Du erkennst das Awareness-Team an den lila Westen mit dem weißen A drauf. Ein Teil davon wird am Ende der Demo sein. Du erreichst das Team außerdem unter: +4915154969425

Das Awareness-Team ist immer ansprechbar, erwartet keine Rechtfertigung und wird nichts tun, was ihr nicht wollt.

Beim Awareness-Wagen am Ende der Demo gibt es auch Wasser, Snacks, Sonnencreme, Ohropax, Taschentücher und Periodenartikel. Es gibt auch ein bisschen Kleingeld für die öffentlichen Toiletten.

Ein Wort zu Fotos. Von uns machen zwei Menschen Fotos, das bin einmal ich, und zum Anderen Jay (zeigen). Macht bitte keine Fotos ohne Einverständnis, und denkt bitte daran, keine zu veröffentlichen, auf denen Personen zu erkennen sind.

Und falls von unseren Redner*innen jemand nicht fotografiert werden möchte, gebt uns bitte kurz Bescheid.

Jetzt gebe ich weiter an Lark, viel Spaß!

Once again

CN: Rechtsextremismus, rechte Gewalt, Rassismus, Queerfeindlichkeit

Schon wieder stehe ich vor einer Gruppe Menschen und halte einen Redebeitrag über die Wichtigkeit meiner Menschenrechte. Also Hallo. Mein Name ist Lark, ich bin 30, lebe mein Leben lang in Deutschland, hab‘ aber aus diversen Gründen nicht die Staatsbürgerschaft. Meine Eltern sind aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen. Damals mit dem vagen Plan vor Augen irgendwann wieder zurück zu ziehen. Aber es kam ein bisschen anders und Deutschland und Greifswald ist mein Zuhause geworden. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, zur Uni gegangen. Und egal, was ich hier sage, es wird die Wichtigen wahrscheinlich nicht erreichen. Aber ich bin trotzdem hier. Zum Zeitpunkt, an dem ich angefangen habe, diesen Redebeitrag zu schreiben, waren die Kommunal- und Europawahlen gerade durch. Ich habe gelesen, dass die Wahlbeteiligung bei 66 Prozent lag. Und fast 70% der Stimmen an rechtsextreme/rechtskonservative Parteien gegeben wurden. Also, wie fühlt sich das für mich an? Wie soll sich das schon für mich anfühlen? Ich bin eine asiatische nichtbinäre queere Person ohne Wahlrecht. Also wie soll sich das schon für mich anfühlen?

Dieses Jahr war für mich auf eine Art beängstigend, wie es noch nie zuvor war. Erst kam die die correctiv-Recherche im Januar. Zu lesen, dass es Menschen in der Politik gibt, die quasi „Leute wie mich“ langfristig abschieben wollen, war nicht überraschend. Erschüttert hat es mich trotzdem, die Gewissheit zu haben. Doch es stieß nicht nur auf Resignation. Kaum war die Recherche veröffentlicht trat es eine ganze Welle an Demonstrationen und Protesten los, wie wir es nie zuvor hatten. Wie ein Weckruf für alle, die sich vorher mit der Bedrohung durch Rechts nicht viel auseinander gesetzt haben. Plötzlich waren wir alle auf den Straßen und haben Haltung gegen Rechtsextremismus gezeigt. Die Proteste haben mir Hoffnung gegeben, sie haben mir Mut gemacht. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich an, als könnten wir den Faschismus über Nacht besiegen. Doch war es natürlich auch nur ein Tropfen auf heißem Stein angesichts dessen was uns vielleicht noch bevorsteht. Der Rechtsruck wurde nicht auf magische Art und Weise gestoppt. Er ist sogar teilweise lauter geworden. Unter antifaschistischen Content im Internet liest man viele hasserfüllte Kommentare. Rechtsextreme Straftaten steigen weiterhin an. Wie wir auch leider letzte Woche auch an Grevesmühlen sehen mussten.

Mir fehlen ein wenig die Worte, um meine Gefühe über die Gewalttaten gegen Kinder zum Ausdruck zu bringen. Es tut mir so unendlich leid. Ich bin betroffen, besorgt, etwas verängstigt… Und wütend. Rechte Gewalt darf nicht ignoriert werden. Rechte Gewalt muss bekämpft werden und als solche erkannt und benannt werden. Zu einfach lässt sich im Alltag diskriminierendes Gedankengut übersehen und minimieren. Wie oft haben marginalisierte Personen, auch mehrfach marginalisierte Personen wie ich ihre Erfahrungen geteilt, die nicht geglaubt wurden? Wie oft waren wir in Situationen, in denen wir uns bereits Unterstützung gewünscht hätten, sie aber nicht bekommen hatten, weil Leute weg geschaut haben? Die Rechten, das sind immer stereotypisch die bildungsfernen Ossis mit Glatzen und Springerstiefel. Und rechte Gewalt fängt für viele erst an, wenn eine Person von Rechtsextremen verprügelt wird. Und manchmal ist selbst das nicht genug und es wird von „vermeintlich rechtsextremen Beweggründen“ gesprochen. Und während wir natürlich vor allem jetzt nur zu gut wissen, dass rechte Gewalttaten ein riesiges Problem sind, ist das nicht der Anfang. Und es sind eben nicht nur die glatzentragenden Reichsbürger aus dem Osten. Wo liegt Sylt nochmal? Wie sahen nochmal die Leute aus, die zu einem Popsongs eines italienischen DJs, das von einem britisch-nigerianischen Sänger gesungen wird, „Ausländer raus“ gegröhlt haben?

Das Video hat Deutschland bewegt, da es in dem Falle offensichtlich ist, dass ein privilegiertes Umfeld und hoher Bildungsstand nicht vor rechtsextremen Gedankengut schützt. Der Faschismus in diesem Land geht sehr tief und der Umstand, dass er in einigen Gebieten offener und stärker ist, ist kein Grund, ihn dort zu ignorieren und die Bevölkerung abzuschreiben. In MV haben letztes Jahr auch eine Gruppe Abiturientinnen öffentlich zu dem selben Lied gegröhlt. Der nationale Aufschrei blieb aus. Wir alle erinnern uns an die Regenbogenflagge in Neubrandenburg, die geklaut und ersetzt wurde. Wir erinnern uns an alle Opfer rechter Gewalt in den letzten Jahren aufgrund rassistischer, queerfeindlicher, sexistischer, ableistischer, antisemitischer, antimuslimischer Motive. Letztes Jahr hab ich darüber gesprochen, wie Jugendliche mir gegenüber Würggeräusche entgegengebracht haben, als ich mit Prideflagge an ihnen vorbei gelaufen bin. Ich werde jetzt noch paar weitere Dinge aus meinem Erfahrungshorizont erzählen. Vor etwa neun Jahren waren Freundinnen und ich nachts auf dem Weg zur Bushaltestelle und ein Betrunkener beschimpfte uns alle aufs Übelste. Dabei fielen rassistische, antisemitische, homo- und transfeindliche Äußerungen. Und vor elf Jahren lief ich an einem Nachmittag hier in Innenstadtnähe an einem Menschen vorbei, der laut Rechtsrock gehört hatte und mir dann den Hitlergruß gezeigt hatte. Marginal lieber sind mir dann doch die Menschen, die mir auf offener Straße einfach so „Nihao“ oder „Konnichiwa“ zurufen, weil sie es lustig finden, eine asiatische Person „in ihrer Sprache“ anzusprechen. Ich kann weder chinesisch, noch japanisch, also finde ich das persönlich nur so mäßig lustig. Die Bedrohung von Rechts ist nicht erst seit diesem Jahr oder letztem Jahr oder vor zehn Jahren akut. Rechtes Gedankengut ist auch kein Ost-Phänomen oder ein Phänomen von weniger privilegierten oder weniger gebildeten Menschen. Ich bin im Westen aufgewachsen und erinnere mich an grenzwertige und gar rassistische und queerfeindliche Witze meiner Lehrerinnen und Mitschülerinnen. Wenn Leute mich gefragt hatten „woher ich komme“, haben sie damals nicht Hamburg gemeint. Sie sprachen davon wie exotisch ich doch aussähe und lobten mich dafür, dass mein Deutsch doch sehr gut klingt.

Wenn Leute sagen, dass die „kriminellen Ausländer“ doch abgeschoben werden sollen, meinen sie mich aber natürlich nicht mit, denn ich bin doch „hervorragend integriert“. „Ich bin ja kein Rassist, aber was für einen Migrationshintergrund hatte noch einmal der Täter? Wusstest du, dass in Land XY LGBT-Rechte nicht existieren und dort Frauen unterdrückt werden? Für solche Leute setzt du dich also auch ein? Für homophobe Ausländer?“ So oder so ähnlich habe ich schon einige Leute reden gehört und ihr kennt es sicher auch. Rechtsextremes Gedankengut wird damit relativiert, verharmlost oder gerechtfertigt. Ausländerinnen und Menschen mit Migrationshintergrund werden dabei stark in Schubläden geschoben, bei der einige von ihnen als „tolerabel“ gelten und andere nicht. Mehrfach diskriminierte Perspektiven werden oft vergessen oder als nicht wichtig genug erachtet. Man sei ja eine Ausnahme. Naja hier stehe ich heute, als Ausnahme. Ich kann nur meine Perspektive wiedergeben, genauso wie die anderen Rednerinnen und Teilnehmenden heute ihre Perspektive geben und einbringen. Der Kampf um gleiche Rechte ist ein Kampf gegen den Faschismus und ein Kampf für die Rechte aller von uns. Wir wollen alle leben. Ohne Angst. Ohne Kompromisse in unserer Menschenwürde. Ohne Kompromisse in unseren Menschenrechten. Nicht nur mit Blick über den Tellerrand, mit dem Blick über den ganzen Tisch. Mit Solidarität, Empathie und Menschlichkeit.

Queer am Arbeitsplatz

Suprise, suprise. auch queere Menschen müssen (über)leben und dementsprechend müssen die meisten von uns auch arbeiten. Zur alternativen Pride lohnt es sich also, die Arbeitsrealiäten von queeren Personen in Deutschland genauer in den Blick zu nehmen. Glücklicherweise wurde im März diesen Jahres die Studie „Out in Office“ vom Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit der Arbeitssituation von queeren Personen in Deutschland.

Dort sind uns einige Punkte besonders aufgefallen. Überrascht haben sie uns aber nicht. Leider. Wir wollen euch hier nicht die gesamte Studie vortragen, obwohl es sich sicherlich lohnt, sich eingängig mit dieser zu beschäftigen.

Stattdessen wollen wir mit dem Finger ganz gezielt auf die Punkte zeigen, die symptomatisch für die umfassende Problemlage sind.

Bisher war uns zum Beispiel der orientation pay gap unbekannt: Lesbische Frauen bekommen 12% weniger Lohn als ihre heterosexuellen Kolleg:innen. Bei schwulen Männern sind es 5% weniger. – Und was für Niedriglöhne generell gilt, gilt auch hier: Ein Scheißlohn führt zu einer Scheißrente.

Die Queerfeindlichkeit, die in der weiteren Gesellschaft existiert, macht auch nicht vor dem Arbeitsplatz halt. 12% der Menschen in Deutschland wollen nicht mit Menschen zusammenarbeiten, welche offen homosexuell sind. Jeder fünfte Mensch in Deutschland will nicht mit Trans*menschen zusammen arbeiten.

Sitzen diese Menschen beispielsweise in der Personalabteilung hat das natürlich Auswirkungen auf die Einstellungs- und Beförderungsquote von Queers. Im Vergleich zwischen lesbischen und heterosexuellen Frauen erhalten erstere 1/3 weniger positive Rückmeldungen auf ihre Bewerbungen. In den Führungsebenen sind trotz tendenziell besserer Ausbildung auffällig wenige queere Menschen. Es ist wie eine der befragten Personen sagt: „Die gläserne Decke ist Realität. Man kann machen, was man will – irgendwann geht es nicht weiter und wenn man sich noch so sehr engagiert.“

Auch bezüglich der Solidarität im Arbeitsumfeld gibt es noch einiges zu bemängeln:

Nur 15% der queeren Personen haben erlebt, dass für ihre Rechte am Arbeitsplatz eingestanden wurde.

All diese Zustände zeichnen ein düsteres Bild von queerer Arbeitsrealität in Deutschland. Immerhin zeigt die Studie auch auf, dass im Vergleich zu vorhergehenden Untersuchungen 2017 und 2020 Fortschritte gemacht wurden: Immer mehr Menschen trauen sich, am Arbeitsplatz offen queer zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass einer Normalisierung von Queerness am Arbeitsplatz auch eine Normalisierung queerer Arbeitsbedingungen folgt.

Eins ist klar, der Status quo kann so nicht weiter bestehen. Also was tun?

Kämpfe verbinden!

Organisiert euch am Arbeitsplatz, tretet Gewerkschaften bei und macht dort queere Themen stark. Ob Queer, Geflüchtet oder einfach nur Lohnabhängig: Lasst nicht zu, dass Benachteiligte gegeneinander ausgespielt werden! Tretet gegenseitig für eure Rechte ein! Es gilt hier, wie überall: United we bargain, divided we beg!

None of us is free until all are free

CN: Abschiebung, Suizid

Weltweit sind queere Menschen alltäglich von Gewalt und Diskriminierung betroffen. Allein mit unserer Existenz fordern wir die kapitalistische Gesellschaftsordnung herraus. Und so werden wir zum Feindbild der Reaktionären. Dies dient auch der Spaltung der Arbeiter*innenklasse. Denn nur ein vereintes Proletariat kann den Kapitalismus zum Einstürzen bringen. Doch besonders betroffen sind mehrfachdiskrimierte Menschen. Queere Menschen die von Rassismus betroffen sind trifft diese Diskriminierung und staatliche Gewalt besonders hart. Noch immer schiebt der deutsche Staat queere Menschen in Länder ab wo ihnen lange Gefängnisstrafen oder sogar der Tod drohen. Manche wissen keinen anderen Weg als der drohenden Abschiebung in den Suizid zu entkommen. Wir müssen endlich begreifen das der Kampf gegen Queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung ein internationaler ist. Wir müssen begreifen das der Kapitalismus die Basis unserer Unterdrückung ist. Ob in Deutschland, USA, Pakistan, Venezuela, Saudi Arabien oder sonstwo auf der Welt. Überall sind wir aufgrund der selben Basis in unterschiedlicher Intensität verfolgt und unterdrückt. Es reicht also nicht ausschließlich auf die errungenen Rechte in Europa zu schauen und uns auf die Schulter zu klopfen das wir jetzt ja vermeintlich frei sind. Wir müssen uns weltweit mit unseren Geschwistern solidarisieren und Känpfe verbinden. Denn es gilt: „none of us is free until all are free“

Poetry Slam aus „Zwischen(t)räume“

Das hier ist ein Text, den ich letzten Sommer bei einem queeren Poetry Slam Workshop geschrieben habe. Inspiriert hat mich dieser Satz: There is sympathy for the heartbroken, but not for the heartbreakers. Auf deutsch heißt das: Es gibt Mitgefühl für die mit gebrochenem Herzen, aber nicht für Herzensbrecher.

1 Paul stand vor ihr, vielleicht eine Armlänge entfernt und starrte auf den Boden. Elena wusste, dass es damit beendet sein würde. „Schau, ich weiß, was du hier von mir willst, aber ich, ich will das nicht, ich will – ich will, dass es einfach wieder so wird wie früher.“ Vorsichtig sah Elena hoch in sein Gesicht. Er sah verwirrt aus. „So wie früher? Wie viel früher? Als wir nur Bekannte mit ungenutztem Potential waren?“ „Nein, als wir noch nicht jede Nacht in einem Bett verbracht haben und noch nicht die gleiche verdammte Wohnung ein Zuhause nannten, nicht nur miteinander geflirtet haben, deine Zahnbürste zwar schon neben meiner hing, aber die meiste Zeit trocken blieb, du deine Klamotten wieder mit nach Hause genommen hast, als ich mit Pizza unterm Arm bei dir auftauchen, aber vor Mitternacht auch wieder gehen konnte. Das fand ich irgendwie besser.“ „Okay. Okay. Dann ist das zwischen uns aber vorbei, deinen komischen Schritt zurück geh ich nämlich nicht mit.“ „Ich hatte nicht damit gerechnet.“

2 Elena hatte sich sofort gut mit Flora verstanden. Die Bar alt, das Licht schwach, ihr Lächeln in schmeichelnde Schatten gehüllt. Und sie lächelte viel, genau wie Elena. Das Gespräch lief gut, dafür dass sie es mit einer Unbekannten führte. Die Uhr tickte nach 1, nach 2, und sie war überrascht, als Fiona sie zu sich nach Hause einlud. Elena dämmerte, was Fiona wahrscheinlich von ihr wollte. Aber wirklich Lust darauf hatte sie nicht. Fiona wollte ihr die Aussicht vom Balkon zeigen. Und während sie dort standen legte Fiona einen Arm um Elena, drehte sie zu sich und ihre Münder trafen aufeinander. Ein ekliges Gefühl stieg in Elena auf. Sie hasste das. Ihr rutschte das Geländer aus den Händen, an das sie sich in letzter Hoffnung geklammert hatte. „Halt, nein, ich kann das nicht!“ – „Bitte was? Du hast den ganzen Abend mit mir geflirtet, was willst du denn dann?“ – „Nach Hause“ und sie verließ die Wohnung.

3 Alex und sie waren schon lange Freunde gewesen. Nicht unzertrennlich beste Freunde, aber Freunde. Man schickte sich Memes, man traf sich zum Spieleabend, man ging gemeinsam auf Konzerte, man traf sich zum Kaffee. So wie jetzt. Und in der Sekunde, in der Alex es aussprach, war ihr klar, dass es keinen anderen Weg gab, als ihm das Herz zu brechen. „Sag mal, Elena, du hast ja schon lange niemanden mehr gedatet. Und wir verstehen uns ja auch echt gut. Und du bist wirklich wunderschön und klug, und ich fühle schon seit richtig langer Zeit was für dich, weißt du. Also, würdest du mit mir auf ein Date gehen?“ „Ich kann nicht. Du bist auch wunderschön und klug und ich liebe dich, aber nicht so. Nicht so, dass ich mit dir auf ein Date-Date gehen möchte. Und du musst mir glauben, es tut mir so weh, dir das Herz zu brechen, können wir bitte bitte weiter Freunde sein?“

4 There is sympathy for the heartbroken, but not for the heartbreakers. (Es gibt kein Mitgefühl für die mit gebrochenem Herzen, aber nicht für Herzensbrecher)

Teil 2 – Bahnhofsvorplatz

Diskriminierung und Anpassung

Es ist einfach, zu verzagen. Zu resignieren, die Fäuste zu senken und Ungerechtigkeit zu

ignorieren, insbesondere für diejenigen von uns, die durch Staatsangehörigkeit, Aussehen, Nicht-Behinderung oder Anderes Privilegien genießen. Schließlich sind wir ja nicht unmittelbar und unverzüglich betroffen, noch haben wir Zeit, können uns einreden, dass, wenn wir uns nur genug anpassen, auch wir angenommen werden.

Diese und weitere Lügen finden Anklang. Die Erzählung, dass man sich nur anpassen müsse, bis man sich zwischen Porzellanfigürchen in einem gutbürgerlichen Wohnzimmer wiederfindet. Denn schließlich ist man ja einer der Guten, einer derer, die konservative bis rechte Werte teilen und propagieren. Doch wer sich verwaschen lässt, bis sich die Gäste der Familienfeier nicht mehr an seiner Anwesenheit stören, verrät und verliert am Ende nur sich selbst. denn es ist einsam, zwischen Leuten, denen deine Rechte ein Dorn im Auge sind. egal, wie sehr man sich vormacht, es sei nicht so.

Und nicht alle von uns haben überhaupt die Möglichkeit, sich anzupassen, eine Rolle zu spielen – Stichwort: Mehrfachdiskriminierung. Denn egal, wie sehr mich das Ergebnis der Wahlen ängstigt, ich weiß, dass ich doch eine privilegiertere Perspektive habe, als Andere. Ja, das böse Wort mit p – Privilegien anerkennen sollte uns als weißen Personen, als endo Personen, als cis Personen, nicht schwer fallen, ist für eine stabile politische Positionierung sogar nötig. Wer die eigenen Privilegien als Normalität betrachtet, verschließt fundamental die Augen vor bestehender Ungerechtigkeit, ist kein Safer Space.

Jeder kennt sie, Personen, die ihr Stück des Kuchens bereits haben, und nicht darauf achten, auf wessen Rücken vergangene und bestehende Kämpfe ausgetragen wurden und werden, wer die meiste Last trägt, sich für Veränderung, Gerechtigkeit einsetzt. Im Gegenteil, Aktivismus abseits der gutbürgerlichen Mitte wird schnell als „zu radikal“ verschrien. Und oft kommen Vorwürfe, wer so viel so schnell fordere, wäre an der eigenen Diskriminierung selbst schuld. Ja, klar, sicher – Sarkasmus.

Diese Verharmlosung rechten Gedankengutes, die Diskursverschiebung — von berechtigten

Forderungen zu „aber seid doch netter zu euren Unterdrücker*innen“ — haben uns über Jahre hinweg an diesen Punkt gebracht. zu viele von uns haben die Füße stillgehalten, weil sie sich die Unbequemlichkeit von tatsächlichem Aktivismus nicht leisten wollten. Schließlich lebt es sich so doch ganz bequem. Kein Grund, anzuecken.

Doch wer seine Community nicht verteidigt und unterstützt, findet sich bald auf der anderen

seite des Glases wieder, nicht als Zuschauer*in sondern als Zootier, als Token, als Vorzeigefigur.

Der Präsentierteller ist immer auch eine Zielscheibe. Wer sich anbiedert, ist nicht automatisch sicherer, denn am Ende trifft es uns alle. Vielleicht in unterschiedlichen Ausmaß, doch die Toleranz der Angepassten ist zeitlich begrenzt.

Deshalb: passt euch nicht an, gebt euch nicht auf, verliert euch nicht, seid laut, seid queer, passt aufeinander auf. Gegen den staat, seine Unterdrückungswerkzeuge, verinnerlichte

Queerfeindlichkeit.

If we don’t have each other’s back, if queer people everywhere can’t count on us, then who can we count on?

Steht solidarisch mit denen, deren Kämpfe schwerer sind als unsere, als eure. nicht nur in

Deutschland, in Europa, sondern global. Niemand ist frei, bis wir alle frei sind!

Kämpferische Pride!

Über fünfzig Jahre nach dem Stonewall-Aufstand ist am Christopher Street Day nicht mehr viel davon zu spüren, was die Bewegung einst stark machte: Militanz, Antikapitalismus und Antirassismus. Der CSD in Berlin vergangenen Jahres wurde vom regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eröffnet, die Polizei hat einen eigenen Wagen und „supportet“ wird der CSD von Firmen wie H&M oder Mercedes. Wir haben uns heute hier versammelt, um uns entschlossen gegen diese “Corporate Prides” zu stellen und werden die Repressionen des Staates und Kapitals aus Gegenwart und Vergangenheit nicht vergessen! Mittlerweile wird von vielen großen liberalen Zeitungen und Schriftsteller:Innen die Emanzipation der “queeren community” als abgeschlossen oder auf dem Weg dahin bezeichnet. Belegt wird das dann gerne mit einer Statistik zum Einkommen von homosexuellen Personen. Dass aber die queere Gemeinschaft viel größer und diverser als nur homosexuelle Männer ist und Unterdrückung weltweit weiterhin stattfindet, wird dabei außer Acht gelassen. Betrachtet man die Lage von queeren Personen im heutigen Kapitalismus, so stellt man fest, dass trotz der Errungenschaften der letzten drei Jahrzehnte, auch in den fortgeschrittenen Industrieländern, die Unterdrückung zweifellos fortbesteht. Es stellt sich heraus, dass die unterschiedliche Klassenposition der großen Mehrheit der queeren Menschen und einer dünnen Schicht, die eine Nische innerhalb des Systems gefunden hat, oft nicht beachtet wird. Publizistinnen die behaupten, dass eine Unterdrückung jeglicher Art, nicht mehr stattfindet, beziehen sich dabei also auf die diskriminierten Personengruppen, die genügend Kapital haben, um sich vom Kampf um Freiheit und der wirklichen Emanzipation zu distanzieren.

Dieser Unterschied, der sich aus dem Kapitalismus ergibt, hat zur Folge dass es sowohl queere Menschen aus der Kapitalisten- als auch aus der Arbeiterklasse gibt; Kurz gesagt: Es gibt Queers, die ein Interesse daran haben, das unterdrückerische System zu erhalten, und welche, die ein Interesse daran haben, es zu stürzen! Diese rosarote Ökonomie, von der uns zahllose Theoretiker*innen gesagt haben, dass sie die Gemeinschaft zusammenhält, ist ein Trugbild. In Wirklichkeit sind Queers aufgrund ihrer Sexualität genauso wenig vereint wie Frauen, POCs oder andere unterdrückte Gruppen. Statt einer Vereinigung gibt es eine Spaltung, die sich quer durch das Herz der Gemeinschaft zieht und auf der Klasse basiert. Genau dieser Unterschied in der Klasse wirkt sich auf die Erfahrung der Unterdrückung, die Politik und die Strategie des Kampfes für die Befreiung aus. Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel anbringen: Im The Advocate, einer der meistverkauften Schwulenzeitschriften in den USA, erschien 2007 ein Interview mit Alan Gilmour. Darin erzählt er, wie schwierig es für ihn war, sich mit seiner schwulen Sexualität zu arrangieren, wie er nach seinem Coming-out in der Firma akzeptiert wurde und wie es ihm gelang, gewisse Vorurteile zu überwinden. Aber bis 1994 war Alan Gilmour stellvertretender Vorsitzender von Ford, dem zweitgrößten Autokonzern in den USA. Das machte ihn zu einem der einflussreichsten Chefs in den USA. Im Jahr 1994 trat er von Ford zurück, sitzt aber weiterhin im Vorstand von Prudential Insurance, Dow Chemicals, Detroit Edison, US West und Whirlpool. Aus dem Interview in The Advocate erfahren wir, dass er trotz seines arbeitsreichen Lebens noch Zeit hat, den Bau seines Traumhauses zu beaufsichtigen, einer vierstöckigen, 13.000 Quadratmeter großen Villa in Detroit.

Auch wenn wir Verständnis dafür haben, dass Gilmour mit seiner Sexualität zu kämpfen hat, sind sein Lebensstil, sein Einkommen und sein Reichtum doch etwas ganz anderes als die Arbeiter*innen, die für einen geringen Lohn lange am Fließband bei Ford arbeiten müssen und von denen viele queer sind. (Dieses Bild des gut situierten schwulen Mannes geht tatsächlich auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als Homosexualität verboten war. Über ein Jahrhundert lang gehörten Darstellungen von schwulen Männern als Schauspieler und Künstler, als wohlhabende und extravagante Personen zu den gängigen Stereotypen. Diese Stereotypen haben die schädliche Rolle gespielt, zu suggerieren, dass normale Menschen einfach nicht schwul sein können. Das wiederum verstärkte die schwulenfeindliche Haltung der Arbeitnehmer*innen. Die aktualisierte Version von Queers als Yuppies spielt eine ähnliche Rolle und wurde durch zwei aktuelle, allerdings nicht-repräsentative Erhebungen in den USA bestätigt. Meist wird bei Statistiken zu queeren Personen die Variable des Reichtums nicht berücksichtigt. Allerdings macht Reichtum bzw. Einkommen einen großen Unterschied in der sexuellen und geschlechtlichen Bekennung von Menschen, da sie eine individuelle Fluchtmöglichkeit aus einer cis-hetero-normativen Gesellschaft liefern.) Es geht uns aber nicht darum, die Spaltung in der Community noch weiter zu vergrößern, sondern das wirkliche Interesse der großen Mehrheit an queeren Personen offenzulegen und sich klar von ausbeuterischen (, wenn auch pink rosanen) Kapitalist*innen abzugrenzen. Nur die Arbeiter*innenklasse kann diese soziale Ungleichheit in der queeren Community aufheben, da sie das gesamte System am Laufen hält.

Die heutigen Arbeiter*innen sind queerer, migrantischer und weiblicher denn je. Queerfeindliche, sexistische und rassistische Ideologien dürfen uns nicht spalten und ihre Ausbreitung unter den Arbeiter*innen muss deshalb aktiv bekämpft werden. Trotzdem (wird) muss die queere Bewegung mit der Arbeiter*innenklasse zusammenstehen: Gegen den Rechtsruck, die Kürzungen und für ein Leben ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Wir müssen die Streiks an unseren Arbeitsplätzen, Universitäten und Schulen politisieren und ausweiten, also die kapitalistische Ideologie in Frage stellen und bekämpfen! Wir wollen mehr Zeit dafür haben, sexuelle und romantische Beziehungen zu pflegen. Sprich eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn. Wenn man sein Leben lang den Großteil des Tages stumpfe Arbeit verrichtet, wie kann man sich dann darauf konzentrieren, Bindungen aufzubauen und zu lieben? Damit einhergeht die Forderung nach einem Lohnangleich an die Inflation. Wir können uns nicht emanzipieren und „frei leben“, wenn wir in prekären Jobs arbeiten und das Geld für die nächsten Mahlzeiten und die Miete knapp wird. Wir fordern die Enteignung von Wohnungskonzernen und ein Ende des profitorientierten Wohnungsmarktes. Bei den hohen Mieten ist es nahezu unmöglich für queere Jugendliche und Erwachsene aus ihren Familienstrukturen auszubrechen. Wir müssen den ursprünglichen militanten, antikapitalistischen und revolutionären Geist des CSDs aufgreifen und die existierenden sozialen Institutionen abschaffen. Dies ist eine kämpferische Pride, gegen repressive Staatsgewalt, gegen jede Form von Unterdrückung, gegen Kapitalismus und Rassismus – ein Ort für den Umsturz der bestehenden Verhältnisse!

Slutshaming und Ableismus

Hi! Ich hoffe euch geht es allen gut! Und auch, oder vor allem WENN es euch nicht gut geht, hoffe ich, dass der heutige Tag euch etwas empowern kann, dass ihr vielleicht Hoffnung schöpft, oder eurer Wut und Trauer eine Stimme geben könnt.

In unserem Beitrag werde ich potenziell triggernde Themen ansprechen. Unter anderem Queerfeindlichkeit, Misogynie und Ableismus. Außerdem werde ich über sexuelle Themen reden und dementsprechend Kraftausdrücke verwenden.

Viele von euch kennen mich vielleicht, ich bin hier öfters zu sehen! Ich habe diesen Redebeitrag gemeinsam mit Yuki verfasst, Yuki ist auch hier! (je nachdem, wo Yuki ist) Yuki benutzt alle geschlechtsneutralen Pronomen und er/ihm.

Ich bin Bunni. Oder Juri. Oder Bubbles. Oder DenDen. Oder Carbon. Oder… ja, ich finde immer wieder neue Namen, und alle anderen finden auch immer wieder neue Namen für mich! Ich hab gehört, das Problem haben viele genderqueere Personen. Yuki sucht auch gerade nach einem neuen Namen. Es ist ein ewiger Struggle.

Aber für heute reicht “bunni” für mich! Ich benutze they/them oder alle Pronomen.

Unser erstes Thema heute wird “Slutshaming” sein, also wenn Menschen über andere, vor allem weiblich gelesene Personen urteilen, die ihre Sexualität offen ausleben, sich freizügig kleiden, und so weiter. Dann werden wir über das Thema “queer mit Behinderung” sprechen und zum Schluss speziell auf Neurodivergenz genauer eingehen.

So. Am meisten liegt es mir, einfach meine Erfahrungen über meine Lebensrealität als queere Person zu teilen, deswegen machen wir das heute auch so.

Für die Mehrheit der Bevölkerung bin ich nämlich etwas ganz krass neues. Genderfluid, polyamor, pansexuell, neurodivergent, Online-Sexarbeiter*in, hypersexuell… Ich hoffe, meine Eltern hören nicht zu. (Hiii Mom!)

Egal, was Menschen wie ich über sich selbst erzählen, es wird in den meisten Fällen irgendeine Art von Slutshaming auf sie zukommen. Meistens schon, wenn Menschen sehen, wie wir uns kleiden.

Ja, es stimmt doch! Hypersexuelle Menschen wie ich haben eine überdurchschnittlich hohe Libido.

Nein, polyamore Menschen sind nicht mit mehreren Personen in einer Beziehung, damit sie einfach zur nächsten springen können, wenn die andere keine Zeit für sie hat.

Ja, ich habe OnlyFans und verkaufe meine getragenen Socken online.

Nein, pansexuelle Menschen sind nicht pansexuell, nur damit sie mehr Auswahl haben.

Ja, ich liebe es, freizügige Kleidung zu tragen und meinen Körper zu zeigen.

Und? Was ist dein Problem? Darf ich das nicht, weil ich eine weiblich gelesene Person bin?

Warum ist es okay, wenn cis Männer nur an “das Eine” denken, obwohl die deutliche Mehrheit sexueller Übergriffe von ihnen ausgeht? Aber sobald eine weiblich gelesene Person sich traut, ihre Sexualität offen auszuleben, ist sie eine Schlampe?

Ja, dann bin ich halt eine Schlampe. Aber nicht, weil du mich so nennst, sondern weil ich es als Selbstbezeichnung nutze. Und wenn du mir sagst, du machst dir “doch nur Sorgen um mich”, dann ist es immer noch nicht meine Schuld, wenn mir etwas passiert!

So. Warum erzähle ich euch das alles? Sexarbeiter*innen, also gerade die Menschen, die von der Gesellschaft am meisten geslutshamed werden, waren ein großer Teil der Menschen, die den CSD auf die Beine gestellt haben.

Ich möchte, dass wir nicht vergessen, weswegen der Christopher Street Day ursprünglich entstanden ist. Ja, der CSD ist ein Tag zum Feiern unserer Vielfalt. Aber er ist auch ein Gedenktag an die Stonewall-Aufstände, ohne die wir heute noch lange nicht so weit wären, wie wir es jetzt sind.

Während ich die Rede schreibe, google ich übrigens, damit ich nichts Falsches darüber erzähle. Ich hab nämlich erschreckend wenig Ahnung, obwohl ich, seit ich denken kann, Teil der queeren Community bin. Das zeigt ziemlich deutlich das Problem, auf das wir hinweisen möchten.

Wir vergessen, wofür der CSD eigentlich steht. Der CSD wird immer mehr zu einer reinen Party, mit der Konzerne und sogar politische Parteien Profit machen, obwohl sie sich nicht wirklich aktiv für unsere Rechte einsetzen. Ich denke, das ist auch der Grund, weswegen sich diese Pride aktiv vom CSD abzugrenzen versucht.

Okay, jetzt würde ich gerne zu unserem nächsten Thema kommen. Queer mit Behinderung.

Yuki ist queer und blind. Mehrfachdiskriminierungen wie die an Yukis Beispiel haben leider oft die Folge, dass Menschen doch, zumindest meistens in einer der beiden Communities, irgendeine Art von Diskriminierung erfahren. Auch, wenn es vielleicht gar nicht beabsichtigt ist.

In der Blinden-Community ist es zum Beispiel so, dass blinde Menschen, die auch noch queer sind, vielleicht nicht akzeptiert werden. Dabei geht es ja in der Blinden-Community darum, sich gegenseitig aufgrund der Behinderung zu empowern. Andere Teile der eigenen Identität sollten dabei eigentlich gar keine Diskussionsbasis darstellen.

Andersherum werden Menschen mit Behinderung auf queeren Veranstaltungen oft nicht mitgedacht. Wir können vermutlich glücklich sein, dass wir hier mit dem Pride-Team zusammenarbeiten, welches ihr Bestes gibt, es zumindest einigen Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, heute hier sein zu können. Bei vielen CSD-Veranstaltungen werden mögliche Barrieren nämlich leider kein bisschen mitgedacht.

Trotzdem gibt es viele Menschen mit Behinderung, die heute leider nicht hier sein können. Deswegen muss uns klar sein, dass es immer Verbesserungspotenzial gibt, egal, um was für eine Veranstaltung es sich handelt.

Was uns auch aufgefallen ist, ist, dass Menschen mit Behinderung, vor allem geistiger Behinderung, häufig ihre queere Identität einfach abgesprochen wird.

So ähnlich erleben das auch einige neurodivergente Menschen. Vor allem Menschen, die in das stereotypische Bild von Neurodivergenz fallen, haben damit zu kämpfen.

Eine kleine Erklärung: Neurodivergent zu sein bedeutet einfach, dass die Art, wie unsere Gehirne funktionieren, von der gesellschaftlichen Norm abweicht. Beispiele für Neurodivergenz können sein: Autismus, ADHS oder auch Depressionen.

Hat eine Person zum Beispiel eine Autismus-Diagnose, wird von der Mehrheit der Menschen direkt angenommen, dass diese Person irgendetwas nicht kann. Dass zum Beispiel bestimmte soziale Kompetenzen nicht vorhanden sind.

Genau aus diesem Grund wird MIR meine Neurodivergenz oft abgesprochen. Denn ich stehe ja hier und werde davon empowered, dass ich einen Redebeitrag vor sehr vielen Menschen halte. Yuki hingegen wird deren Neurodivergenz tatsächlich oft abgesprochen, weil Yuki ja blind ist.

Neurodivergente Menschen sind genauso vielfältig wie neurotypische Menschen auch. Jede Person hat Stärken und Schwächen. Nur, weil eine neurodivergente Person etwas kann, was eine andere neurodivergente Person NICHT kann, heißt das nicht, dass eine dieser Personen NICHT neurodivergent ist!

So. um jetzt wieder ans Thema “queer” anzuschließen: Neurodivergenz ist viel häufiger bei queeren Menschen, als bei cis-hetero-Personen. Das könnte daran liegen, dass neurodivergente Menschen eher ihre sexuelle und geschlechtliche Identität hinterfragen, da sie sowieso schon nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Darum haben wir uns gedacht, dass sehr viele von euch sich sicher mit dem, was wir gerade erzählt haben, identifizieren können 🙂

Abschließend können wir also sagen: Die Welt ist schlecht und wir sollten jetzt alle in eine Ecke gehen und weinen. Oder zumindest morgen, wenn die Pride vorbei ist.

Dieses Abschlusswort kam von Yuki. Da wir uns nicht einigen konnten und beim Schnick-Schnack-Schnuck die ganze Zeit unentschieden gespielt haben, nehmen wir einfach beide Enden mit rein.

Ich hab euch bereits mein Herz zur Genüge ausgeschüttet. Ich hoffe, dass nicht wieder alle denken, dass ich weine, weil ich so viel zittere. So wie beim letzten Mal. Ich bin einfach nur positiv aufgeregt! Also, wir wünschen euch noch viel Spaß heute, lasst euch nicht unterkriegen! Das wars von Yuki und bunni, Ich hab jetzt ein Date, tschüssi~!