Redebeiträge (Deutsch)

Hier sind die Redebeiträge für die Pride 2025.

Inhaltsverzeichnis

Bahnhofsvorplatz
1. trans* in Greifswald
2. Transgirl Antifa
3. Plattenbau Neubrandenburg
Marktplatz
4. Rede von Faultier
5. Pride Greifswald
6. Vorbild
Mühlentor
7. Rede von Julia
Marktplatz
8. Rede von Juliana
9. Lobbi M-V
Kapaunenstraße
10. TIN* Beratungsstelle MV
Bahnhofsvorplatz
11. Roter Hafen
12. Pali-Soli

trans* in Greifswald

Liebe Anwesende,

wir stehen heute hier, weil es ein tiefes Problem in unserer Gesellschaft gibt: das Ignorieren und Dämonisieren von Transmenschen. Wir werden verletzt. Wir werden allein gelassen, wir werden überhört, wir werden marginalisiert. Für uns ist kein Platz in den Strukturen, die unsere Gesellschaft prägen.

Doch Ignoranz betrifft nicht nur uns. Sie ist ein Symptom für eine Gesellschaft, die nicht-standardisierte Menschen gezielt übergeht. Besonders Schwarze Menschen, People of Color, Menschen mit Behinderung, queere Menschen, Frauen, Geflüchtete erfahren Diskriminierung und Gewalt. Viele von uns leben an den Schnittstellen dieser Unterdrückungen. Eine schwarze trans* Frau erlebt eine andere Gewalt als eine weiße trans* Frau. Ein trans* Mensch aus einer armen Familie hat andere Hürden als ein
finanziell privilegierter Mensch. Wir müssen diese Verbindungen sehen. Wir müssen die Schnittstellen sehen.

Transmenschen erleben täglich Übergriffe und Anfeindungen. Zugang zu medizinischer Versorgung ist oft erschwert. Rechte werden hinterfragt, Identitäten werden geleugnet. Aber wir erleben auch, wie unsere Geschichten unsichtbar bleiben. Unsere Erfolge, unsere Kämpfe, unsere Träume, sie werden übersehen, sie werden ignoriert.

Insbesondere Menschen, die nicht in ein binäres Weltbild passen – nicht-binäre, genderqueere und agender Personen werden immer noch übersehen, ignoriert und oft auch innerhalb unserer eigenen Community übergangen!

Genauso sehen wir intersex Menschen, die immer noch nicht thematisiert werden, sowohl in medizinischen als auch in gesellschaftlichen Aspekten. Seit 2021 ist es gesetzlich illegal, geschlechtsangleichende Operationen an intersex Babies durchzuführen. Ein wichtiger Schritt, der aber immer noch hinter menschenrechtlichen Standards zurückbleibt.

Identitäten werden abgestritten. Bedürfnisse werden kleingeredet, als seien sie weniger wert. Das ist ungerecht, das ist beleidigend, das ist ein Angriff auf uns alle! Wir sagen: Schluss damit!! Wir sehen euch! Wir kämpfen für euch! Ihr gehört zu uns, ihr seid Teil dieser Bewegung, und wir werden nicht zulassen, dass ihr unsichtbar bleibt!

Wir sagen: das muss enden. Wir fordern Sichtbarkeit und Gerechtigkeit für alle, die an den Rändern unserer Gesellschaft leben. Wir fordern Anerkennung und Respekt. Wir fordern, dass Diskriminierung und Gewalt nicht weiter als „Einzelfälle“ verharmlost werden, sondern als systemisches Problem gesehen werden.

Lasst uns über die Menschen reden, die unsere Existenz angreifen, während sie behaupten, sie würden „Kinder schützen“. Die menschenverachtende Politik und alle Bewegungen, die uns dämonisieren, um Angst zu verbreiten. Sie reden von „Genderwahn“, von „Frühsexualisierung“, von „Gefahr für die Gesellschaft“. Aber wir sind keine Bedrohung. Wir sind Menschen und wir verdienen ein glückliches Leben in Würde!

Hass und menschenverachtende Rhetorik sind inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir müssen Hass wieder unakzeptabel machen.

Seid ihr wütend? Ihr solltet es sein! Ich bin es! Denn diese Hetze ist gefährlich. Sie ist kein bloßes Reden, sie ist ein Angriff. Sie legitimiert Gewalt gegen uns, sie schafft eine Gesellschaft, in der wir nicht sicher sind. Diese Hetze fordert uns auf, uns selbst unsichtbar zu machen, zu schweigen, oder noch schlimmer: unsere Identität zu verleugnen.

Wir sagen: Nein! Wir lassen uns nicht angreifen, nicht entmenschlichen! Wir sind hier, wir existieren, wir sind real und wir werden diesen Hass nicht schweigend hinnehmen! Wir werden ihn benennen, wir werden ihn entlarven, wir werden ihn bekämpfen – auf der Straße, in der Gesellschaft, in der Politik!

Wir fordern:

  • Die Anerkennung unserer Identität und unserer Rechte.
  • Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und Unterstützung ohne Diskriminierung.
  • Schutz vor Gewalt in allen Lebensbereichen.
  • Solidarität über alle sozialen Bewegungen hinweg – gegen Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus, Homo, Trans- und Interfeindlichkeit.


Seid ihr bereit, sichtbar zu sein? Seid ihr bereit, zu kämpfen? Wir stehen hier, wir schreien unsere Wahrheit in die Welt, wir lassen uns nicht mehr unsichtbar machen! Jede Stimme, jede Hand, jeder Schritt zählt. Ignoranz ist Gewalt. wir sind hier, wir sind sichtbar, und wir werden nie aufhören zu kämpfen!

Und an dieser Stelle richtet sich mein Appell auch an alle, die selbst nicht direkt betroffen sind: Ihr seid Teil dieser Gesellschaft. Eure Stimme, eure Solidarität, euer Einsatz sind notwendig! Kämpft mit uns gegen Hass, gegen Hetze, gegen Ungerechtigkeit. Steht an unserer Seite. Denn die Freiheit und
Sicherheit von Transmenschen ist die Verantwortung von uns allen.

Menschheit bedeutet Vielfalt. Dazu zählen du, ich und wir alle zusammen!

Sicherheit ist kein Luxus, sie ist ein Menschenrecht. Sie bedeutet, dass wir gesehen, respektiert und gehört werden. Sie bedeutet, dass wir in der Gesellschaft angekommen sind.

Wir stehen hier zusammen, weil wir an eine Welt glauben, in der niemand unsichtbar und gefährdet ist. Eine Welt, in der Unterschiede nicht bedrohen, sondern bereichern. Eine Welt, in der Gerechtigkeit für alle gilt.

Wir sind hier! Lasst uns unüberhörbar sein, sodass wir nicht mehr ignoriert werden können. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen – für uns alle!

Transgirl Antifa

von Lee Anne

Hey, hallo und danke für die Einladung an die Orga eures wundervollen Prides! Ich bin Lee oder Lee Anne (she/they), bin 24, transfemme/nonbinär und komme aus dem wunderschönen Wuppertal zu euch. Und für Widerstand und laut zu sein ist mir kein Weg zu weit!

Mein Anliegen heute ist es laut und sichtbar zu sein! Als Person welche nicht in unserem Land geboren ist und PoC, als weiblich gelesene Person, als queere/trans* Person!

Der Titel meines Beitrag ist zwar „nur“ eine Parole die (wir vielleicht öfters anstimmen können) aber für mich und viele andere auch gelebter Alltag. Ich zum Beispiel nehme mir ein großes Vorbild an einer Mitbegründerin der Pride Bewegung, welche wie ich Person of colour & trans feminin war! Der Name dieses wundervollen Menschen ist Marsha P. Johnson, und sie hat uns gezeigt wie Pride sein sollte. Nicht groß, glitzernd, bunt, überlaufen und von diversen Drecksfirmen gesponsert sondern klein, lokal, antifaschistisch & mit dem Potential für erneute Riots!

Und dann fliegen halt mal Steine? Na und? Wenn wir uns erneut so wehren müssen dann werde ich nicht zögern meine lieben! Queeres Leben ist und war schon immer ein Kampf und Auflehnung gegen Schubladendenken und rechts/konservativen Bullshit.
Was mich an großen Prides auch aufregt bzw stört ist dieses typische Bild einer queeren weißen cis Person mit Sektglas, Glitter inner Fresse & Fächer das in den Vordergrund geschoben wird, marginalisierte Personen die aus normen ausbrechen in egal welcher Form sind eher aussen vor und bekommen die entsprechende Repräsentation auf kleineren Prides wie hier wo ich als super Beispiel dienen darf.
Pride muss laut, antifaschistisch, kämpferisch, unbequem, alternativ, inklusiv für alle, ohne Macker und ähnliche problematische Menschen geschehen! Ohne Partei Politik oder nationalen Bezug!

Organisiert euch, bildet Bezugsgruppen und Support Strukturen in MV, macht genau so weiter wie hier! Es gibt kein ruhiges Hinterland! Ich aus der Großstadt und NRW als Bundesland mit am meisten Einwohner*innen habs da leichter, aber genau daher bin ich heute hier und rede in eurer Stadt! Support für kleine Prides und Antifa Strukturen darf nie abebben!

ES GIBT! KEIN! RUHIGES! HINTERLAND! (Parole rufen)

Danke an die liebe Orga die mich eingeladen hat und an euch alle das ihr heute hier seid! Und laut seid! Wie es sein soll!

Ciao ciao und einen schönen radical Pride noch

Plattenbau Neubrandenburg

Plattenbau Neubrandenburg

100km Richtung Westen ist die nächste Großstadt in MV, 50km Richtung Osten die polnische Grenze.
Am 11. Juni 2005, wollten Queers im Herzen Polens die Welt mit all ihren Farben erstrahlen lassen.
Die PiS erklärte sie jedoch zu einer Gefahr für den sozialen Frieden und verbot ihre Demonstration, wobei sie gegen ihre eigenen Gesetze verstieß, in der Hoffnung, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen punkten zu können. Trotz des Verbotes, trotz der Steine werfenden PiS-Jugend, eroberten über 2.000 Queers die Straßen Warschaus zurück. Also… Wer ist hier die Gefahr?

Der Kampf war noch nicht vorbei, die PiS erklärte in ganz Polen Städte, Dörfer und Gemeinden zu Anti-Queer-Zonen. Doch selbst diesen Kampf haben sie verloren, denn dieses Jahr hat sich auch die letzte Stadt der Queer-Befreiung angeschlossen!

Und währenddessen, etwa 10 Jahre später, hatte die Regierung in Schwerin nur noch Geld im Kopf – sie schlossen erneut einen Vertrag über 7 Milliarden Euro für eine Gaspipeline mit einem imperialistischen Regime, das Queers in Russland und darüber hinaus attackiert. Also… Wem vertrauen wir unsere Rechte an?

Am 28. Juni 2024, fast 20 Jahre später, stürmten deutsche Männer in Uniform mit Geheimratsecken herein, um unsere Freundin Maja in ein anderes europäisches antiqueeres Loch zu deportieren. Sie wussten ganz genau, dass ein Urteil bevorstand, dass ihr Vorgehen verbieten würde, sie wussten ganz genau, dass die Zeit nicht auf ihrer Seite war! Und um 10 Uhr morgens, als Maja über die Grenze nach Ungarn geschmuggelt wurde, WUSSTEN SIE BEREITS STUNDEN ZUVOR, DASS SIE GEGEN IHRE EIGENEN GESETZE VERSTOSSEN HATTEN!

Ob die AfD-Parteien in Putins Burgen, der faschistische Hooligan Naworcki, der dem faschistischen Spinner Trump die Hand schüttelt, oder irgendeine andere Konstellation – sie arbeiten zusammen, weil sie wissen, dass es funktioniert.
Faschisten, Rechte und diejenigen, die kein besonderes Interesse daran haben, die kapitalistische Ausbeutung zu beenden, wollen uns in sogenannten nationalen Grenzen und sozialen Konstrukten einsperren, uns aussortieren und jagen. Die oben Genannten wollen nicht, dass wir uns vereinen, weil sie wissen, dass unsere Solidarität ihr Untergang ist.

Freund*innen, wir können realistisch sagen, dass wir in fünf Jahren keine Maßnahmen mehr ergreifen werden können … wenn wir jetzt nicht handeln! Freund*innen, schaut euch um, geht tief in euch. Einige von uns haben bestimmte Privilegien, während andere bestimmte andere Privilegien haben. Freund*innen, Verbündete, wir sollten uns zusammenschließen. Das Fackel des leidenschaftlichen Feuers für die Befreiung der Queers liegt jetzt in euren Händen!

Wir müssen ganz konkrete Maßnahmen ergreifen, wenn wir unsere Existenz und Freiheit sichern und Gerechtigkeit in dieser Welt schaffen wollen.
Wir befinden uns geografisch in einer sehr günstigen Lage zwischen West und Ost sowie Skandinavien, wo ebenfalls Rechtsextreme auf dem Vormarsch sind. Berlin und seine Protestcamps sind nur eine Fahrt entfernt und dort warten neue Verbündete im Ausland, historische Verbindungen und internationalen Organisationen, die ebenfalls unerschöpflich sind. Die Verbündeten in Polen sind unglaublich stark, sie wissen, wie es ist, für ihre queere Existenz gegen Nazis und Rechtsextreme zu kämpfen, die die Kontrolle über den Staat haben.

Hinter jeder erfolgreichen Aktion steht eine stabile Basis. Deshalb sind Sicherheit und finanzielle Unabhängigkeit der Schlüssel für die Zukunft. Jede KüFa und VoKü, die Menschen zusammenbringt, ist wichtig, jeder, der sich ehrenamtlich für Sensibilisierung und Aufklärung einsetzt, hilft seinen Mitmenschen, sicher anzukommen. All die kleinen Taten, die uns am Laufen halten, sind wichtig! Ihr alle seid wichtig. Euch erwarten neue und alte Freund*innen.

Meine Freund*innen, wir haben im Vergleich zu den Generationen vor uns großes Glück, was die Technologie angeht.
Bewegungen rund um den Globus brauchen unsere Stimmen in unseren Sprachen auf unseren Plattformen. Informationen sind nur einen Klick entfernt Nehmt an ihren Kundgebungen teil und lasst Freundschaften für die Befreiung von Queers und darüber hinaus entstehen!

Siamo tutti! Frau, Leben, Freiheit.

Rede von Faultier

Liebe Menschen,

heute findet die Alternative Pride hier in Greifswald statt. Dieser findet in einer Zeit statt, in der uns queeren Menschen aktiv wieder Rechte eingeschränkt werden und die Diskurslandschaft von rechtsextremer Hetze dominiert ist. Neonazis bundesweit, und besonders in Kleinstädten, greifen CSD-Veranstaltungen an und in Großstädten und auf Social Media Plattformen werden der Pride-Month und der CSD von kapitalistischen Großkonzernen vereinnahmt. Zudem sind auch gerne Polizei und Bundeswehr auf diversen CSDs anwesend und wie wenig Lust wir auf mordende, autoritäre Institutionen, die (im Falle der Bundeswehr) auch noch den Genozid in Gaza aktiv mit unterstützen, brauche ich hier wahrscheinlich nicht noch extra erwähnen.

Hier in Deutschland herrschen patriarchale, von toxischer Männlichkeit geprägte Strukturen vor, die wir queere Menschen jeden Tag zu spüren bekommen. Was nicht „männlich“, „stark“ und „normal genug“ ist, wird hier von einem inzwischen wieder immer größer werdenden Teil der Gesellschaft diskriminiert! Wir Trans*-Personen sind immer wieder körperlicher, institutioneller und struktureller Gewalt ausgesetzt. Ich selber bekomme dies jeden Tag zu spüren, und sei dies nur durch Beleidigungen – und queerfeindliche Beleidigungen sind nicht nur Beleidigungen gegen eine Einzelperson, sondern gegen eine gesamte Menschengruppe, gegen Lebensentwürfe, die fernab dieser heteronormativen Mehrheitsgesellschaft stattfinden!

In Deutschland wählen aktuell mehr als 50% der wählenden Menschen Parteien (namentlich AfD und CDU), die zutiefst queerfeindliche Politik machen! In ihrem Wahlprogramm hat die CDU beispielsweise festgeschrieben, dass sie das Selbstbestimmungsgesetz, welches für uns trans*-Ident-Personen sowieso nur ein Schritt in die richtige Richtung war, wieder abgeschafft werden soll. Vor allem minderjährige trans*- Ident-Personen sollen nicht ohne Gutachten ihren Geschlechtseintrag wechseln dürfen und die genderneutrale Sprache soll in staatlich-öffentlichen Einrichtungen explizit verboten werden, wobei hier auch explizit von der „Gender-Ideologie“ gesprochen wird. Darüber hinaus hat sich Friedrich Merz bereits mehrfach öffentlich homofeindlich geäußert, und dieser Typ ist inzwischen „unser“ Bundeskanzler!

Damit weist die Union sehr viele Parallelen zur AfD auf, die neben all diesen Punkten der Union auch noch die „Ehe für alle“ verbieten möchte, und wie oft diese bereits mit queerfeindlicher und reaktionärer Scheisse aufgefallen ist, brauche ich hier wahrscheinlich nicht zu erwähnen!

Auch im Ausland sieht die Lage nicht besser aus. In Großbritannien dürfen Trans*-idente Menschen inzwischen nicht einmal mehr geschlechtsspezifische Schutzräume nutzen, in einer Welt, in der beispielsweise öffentliche Toiletten oftmals nur für Männer und Frauen existieren, aber nur ganz selten für Menschen, die sich irgendwo dazwischen verorten! Inzwischen wird immer mehr darauf gedrängt, dass ihnen die Existenz auch rechtlich vollständig abgesprochen wird. Durchgesetzt wurde dies übrigens u.a. durch den Einfluss einer gewissen J.K. Rowling, an dieser Stelle, TERFs verpisst euch, ihr seid keine Feministinnen!

Auch der Blick in Richtung USA darf dabei natürlich nicht fehlen, denn dort sind wir trans*-Personen inzwischen ganz offiziell Terrorist*innen und wie sehr das kriminalisiert wird, brauche ich eigentlich auch nicht erklären.

Dieses Klima führte im letzten Jahr dazu, dass bundesweit CSD-Demonstrationen von sich immer stärker fühlenden Fascho-Arschlöchern angegriffen wurden – sei es in Winsen, Wismar, Bautzen, aber auch in größeren Städten wie Leipzig oder Berlin! Dieses Jahr hatten die Veranstalter*innen des CSD in Gelsenkirchen den CSD bereits abgesagt, weil sie um die Sicherheit der teilnehmenden Menschen Angst haben! In Neumünster, Walsrode und Grevesmühlen gab es dieses Jahr ebenfalls Angriffe durch Neonazis auf CSD-Veranstaltungen, in Bad Freienwalde wurde ein teilnehmender Mensch von einem Neonazi attackiert und der CDU-Oberbürgermeister Ralf Lehmann sprach sinngemäß davon, dass der Neonazi zwar nicht hätte angreifen, aber die Antifaschist*innen auch nicht hätten verteidigen müssen. Das sind Zustände, die nicht sein dürfen! Deswegen ist es für uns wichtig, dass wir unsere größte Waffe, die
Solidarität, einsetzen! Kommt gerne auf die CSDs, in den Städten, vor allem aber in den ländlichen Regionen!

Denn genau wie es damals, in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 unsere Genoss*innen in New York gemacht haben, müssen wir alleine durch die Bedrohungslage durch Nazis und ihren parteilichen Armen und die Vereinnahmung kapitalistischer Firmen und Parteien, nach wie vor um Gleichberechtigung kämpfen! Ob selbst betroffen oder Ally, wir brauchen uns in diesen Zeiten ganz besonders gegenseitig!

Stonewall was a riot, not a party! Alerta! Alerta! Queerfeminista!

Pride Greifswald

von evan

manchmal liege ich nachts wach. um ehrlich zu sein, öfter als manchmal. vor allem jetzt. neben meinen eigenen baustellen geht auch noch die welt vor die hunde. ich denke, wir kennen das gefühl alle: überall geschieht unrecht, und wir sind zu zuschauer*innen delegiert worden. wir wollen solidarisch mit allen unterdrückten menschen sein, aber zwischen lohnarbeit, care-arbeit, doomscrolling sind wir doch nie genug für uns selbst. zwischen „self care“ und „irgendwie klarkommen“ festzustecken und nebenbei die welt retten zu wollen, ist vielleicht ambitioniert. aber vielleicht muss es nicht die ganze welt sein. vielleicht reicht ein stückchen. und es gibt jeden tag kleine welten, die wir retten können. wir können aufklären und warnen, teilen, was wir teilen können, und unseren friends und unserer community helfen. „be the change you want to see in the world“ wird die welt nicht retten. aber es wird uns durch harte zeiten bringen. und es wird vielleicht das leben anderer personen ein kleines bisschen besser machen. und ich denke, dass haben wir zwischen instagram sharepics mit schlechten nachrichten und menschenrechtsverletzungen im livestream alle nötig: ein bisschen selbstwirksamkeit. dinge verändern. organisiert euch, helft einander. und vor allem: passt aufeinander auf. zwischen polizeigewalt und fascho-schlägertrupps haben wir nur einander. und es zeigt sich tag für tag: wer antifaschismus ernst meint, kann sich auf den staat nicht verlassen: stetig werden unsere rechte beschnitten, stetig werden demos gewaltvoll „aufgelöst“, nazis geschützt und csd und pride märsche trotz bedrohungslage sich selbst überlassen. ob in greifswald oder auch im kleinsten dorf: antifa bleibt handarbeit! passt auf euch auf und bleibt stabil.

Vorbild

von Anna

Wir leben in einer lauten Welt
in der Mensch an Strukturen festhält
groß klein schön hässlich
schlau dumm weiblich männlich
alles ist geteilt in Form und Farben
wer darf Spitze, Rock, Rosa oder Blau tragen?

Seit dein kleines Herz in meinem Körper schlug
wollten alle wissen “was wird es denn nun?”
Die Antwort “Kind” ist für Viele nicht genug
Dabei war immer klar: „hauptsache gesund und alles dran!”
Nicht für Oma, Opa, Tante, Onkel…
Da heißt es “Im Kreißsaal sieht man es ja dann!”

Ist das so?

Verraten Ultraschallbild und Geschlecht
wird man sportlich, zart oder findet man sich in binären Schubladen zurecht?

Egal welches Pronomen oder wie du scheinbar gelesen wirst
wo du dich selbst fühlst oder dich platzierst
in erster Linie bist du ein Mensch, individuell und einzigartig
deine Seele ist bunt und mehrlagig
wer dich zu unrecht einteilt 
hat zu wenig an seiner eigenen Persönlichkeit gefeilt
egal was oder wer du sein willst
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Deinen Kampf gegen dieses System kämpfst du seit dem ersten Tag
und du fragst „Wann kommt der Tag, an dem ich mich selber mag?”
Zum Geburtstag gibt es seit Jahren Pferdekram, Kleidchen und Glitzer
teilst du das mit deinem Bruder machen andere darüber Witze
Aber warum? Wer entscheidet, was für Jungs oder Mädchen ist?
Wer entscheidet, ob du richtig bist?
Wer mit Autos oder Puppen spielt?
Du hast von Anfang an auf das, was dir gefällt, gezielt.

Im Kindergarten hieß es “eine Phase… das verwächst sich!”
“Ist ja auch süß, so ein Kind…“ eigentlich“
Oh, das Kind ist lieber im Sandkasten bei den Wilden…
Naja wird sich sicher noch zurückbilden…
Damals schon waren die Abende tränenreich, Kummer und Sorgen im Schlepptau
Hast anderen was vorgemacht, warst für dieses System zu schlau.

Du wurdest größer, setztest so viel Hoffnung in die Schule
sagtest “da finde ich Freunde, die ich so sehr verdiene!”
Was du bekamst waren Garderoben in Jungs und Mädchen geteilt
Ich verstehe nicht wer denkt, dass so eine gesunde Seele ausheilt

Egal welches Pronomen oder wie du scheinbar gelesen wirst
wo du dich selbst fühlst oder dich platzierst
in erster Linie bist du ein Mensch, individuell und einzigartig
deine Seele ist bunt und mehrlagig
wer dich zu unrecht einteilt 
hat zu wenig an seiner eigenen Persönlichkeit gefeilt
egal was oder wer du sein willst
du führst den Pinsel für dieses Bild

Immer müssen wir in Richtlinien passen,
welche wir dank dir und deiner Stärke immer mehr hassen.
Du zeigst mir, dass es nicht darum geht einem Ideal zu entsprechen,
du zeigst mir, dass Erwachsene viel zu früh anfangen Kinder zu brechen
Du wächst heran, veränderst dich
Haare kürzer, Kleidung weiter, Klischees aufbrechen 
Einigen geht das gegen den Strich
aber warum?
Im Herzen bleibst du immer du selbst
egal wie viel du in Frage stellst

Ich kenne keinen Menschen der so mutig ist, 
einfach alles in sich reinfrisst
die ganze scheiße einfach erträgt
dessen Herz so ehrlich schlägt
Jeden Tag aufs Neue wird mir bewusst, dass du mein größtes Vorbild bist
schenkst mir Hoffnung, ist die Aussicht auch noch so trist

Egal welches Pronomen oder wie du scheinbar gelesen wirst
wo du dich selbst fühlst oder dich platzierst
in erster Linie bist du ein Mensch, individuell und einzigartig
deine Seele ist bunt und mehrlagig
wer dich zu unrecht einteilt 
hat zu wenig an seiner eigenen Persönlichkeit gefeilt
egal was oder wer du sein willst
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sehe ich deine Augen 
weiß ich, dass wir eigentlich nicht viel brauchen
Solange es Menschen wie dich gibt,
solange man für das kämpft was man liebt

ich will hier nicht anderen erzählen wer du bist oder was dich ausmacht
ich will dir danke sagen, weil durch dich so unendlich viel in mir aufwacht
Ich brauch dir nicht erklären was Feminismus und Gleichberechtigung bedeuten
du lebst selbstverständlich diese Ideale, kämpfst in traurigen Zeiten

auch wenn ich viel zu selten sage, dass ich stolz auf dich bin
sehe ich deine Kraft, bist für jeden Menschen in deiner Nähe ein Gewinn
Glaub mir, ich wäre gern mehr für dich da
will dich beschützen vor jeder noch so kleinen Gefahr
Stellst dich zunehmend jedem Ungeheuer 
Mit jeder Erfahrung wirst du unabhängiger 
keine Ahnung wie du es machst, 
baust neben dich selbst noch andere auf, wie du alles packst

Egal welches Pronomen oder wie du scheinbar gelesen wirst
wo du dich selbst fühlst oder dich platzierst
in erster Linie bist du ein Mensch, individuell und einzigartig
deine Seele ist bunt und mehrlagig
wer dich zu unrecht einteilt 
hat zu wenig an seiner eigenen Persönlichkeit gefeilt
egal was oder wer du sein willst
du führst den Pinsel für dieses Bild

Zusammengefasst, vor dir war meine Prognose düster für unsere Gesellschaft
dachte keiner der eigenen Kämpfe hätte etwas gebracht
Stehst ein wie die letzte und bist die neue Generation
Ey, mit Menschen wie dir wird das mit der Zukunft schon
ich will dir DANKE sagen
für all deine kritischen Fragen
für all das Aufbrechen festgefahrener Traditionen
für alle ausgesprochenen Parolen
für deine Stärke in schwachen Momenten
für jedes ‚gegen die Norm denken
dafür, dass du alles andere bist als brav
dafür, dass ich deine Mutter sein darf
Es ist mir egal ob rosa, blau, er, sie, they, Auto oder Puppe
du bist perfekt , mit jeder noch so kleinen Lücke
Bitte lass dir nie sagen du wärst ein wunder Punkt
du bist mein Wunder. Punkt!

Rede von Julia

Liebe Geschwister, Freund*innen, Genossis, Ich bin von der linksjugend solid, trans queer antifaschistin.

es war einmal ein CSD, ein Ort wo queere Menschen, junge menschen, Menschen die besonderen Schutz benötigen, einen Ort haben, an dem sie feiern wer sie sind, an dem sie sich sicher fühlen können. Ein Ort an dem man mal nicht jede Person, die einem auf der Straße entgegenkommt mustern möchte und abwegen muss ob man die Hand seiner Partnerperson loslassen soll oder nicht.

Wir dürfen nicht zulassen, dass CSDs nun gänzlich zu einer absurden, sich der Realität verschließenden Selbstinszinierung von Unternehmen und Politiker*innen werden.
Das ein paar alte schwule Männner darüber reden können wie toll sie sind
und dabei Transmenschen die Rederechte verwehren; Dass progressive
Politiker*innen in ally flags posieren, soll ja keiner denken sie wären schwul, am nächsten Tag Menschenverachtende Politik machen.

Es geht auch nicht nur um Queerness, es geht um Flucht, es geht um Armut, es geht um uns alle!
Pride ist nicht nur weiße mittelklasse Männer und Frauen!
Pride darf kein Privileg sein!

Und hier stehen wir, wild zusammengewürfelt, weit gereist, teils queer, teils nicht. Wir sind hier, weil queer sein, sichtbar queer sein, kein Privileg sein darf. Ob in Greifswald oder sonst in MV, und überall.

Oft vergessen ist, dass die Ersten vom Hitlerfaschismus öffentlich verbrannten Bücher, aus den Archiv des Institutes für Sexualwissenschaften waren, dem ersten Institut das zu Queernes und Transgeschlechtlichkeit geforscht hat. Historisch wurden Transidentitäten geleugnet, unterdrückt und vertuscht.
Auch heute spricht der Neoliberale Faschismus Amerikas Transmenschen ihre Existens ab. Und beginnt anschließend Migrantisierte Menschen zu deportieren.

Der Trumpismus, den sich AfD und CDU zum Vorbild nehmen, und mit deren Vordenkern wie Peter Thiel sie sich zu lustigen Vernetzungsrunden treffen.
Aber warum sind Transmenschen so eine Gefahr für die bestehenden Machtsrukturen, dass sie eine der Ersten Gruppen sind, die Faschisten Angreifen?

Warum haben Rechte, Rechtsextreme und Neoliberale ein solches Interesse daran uns aus der öffentlichkeit zu drängen und unsere Geschichte vertuschen? Warum sind wir der Talkingpoint der Rechten, während es ihre Politik ist, die Menschen an Grenzen ertrinken lässt, Kinder in Armut leben lässt und uns alle tagtäglich ausbeutet.
Weil es ablenkt; es lenkt davon ab, dass es den Menschen Scheiße geht! Denn das vieles Kacke ist, da stimm ich den Faschisten zu, und es ist auch viel einfacher das auf irgendwelche Minderheiten zu schieben, die Undeutsch sind und die Gesellschaft verschwulen.

Der Kapitalismus fußt auf ausbeuterischen und menschenverachtenden Hirarchien in allen Lebensbereichen, Ob auf Arbeit oder zu Hause. und der Herschende des Hauses ist nunmal der Mann, was macht man denn wenn diese Vorstellung durch Queerness ins wanken gerät. Wenn sich das Konzept Geschlecht als ein wandelbares entpuppt, oder Menschen außerhalb dessen existieren. Da sieht man ziemlich offensichtlich das das Schwachsinnn ist, ausgedacht ist, und gestürzt gehöhrt.

Und die Unterdrückung von FLINTA*s ist der Grundstein unserer Klassengesellschaft, der Mörtel der dieses Konstrukt zusammenhält. Und wir sind die Flut die dieses Haus niederreißen wird, vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber irgendwann.

Und da sind die, die sich immerhin nicht offen gegen CSDs stellen. Aber wir sehen ja auch gerade dass auch Parteien die gerne auf CSDs gesehen werden, und sich gerne als progressiv darstellen, wie etwa die SPD; absolut bereit sind regressive Politik mitzutragen.

Ich bin gespannt auf die Änderungen, die die CDU beim SBGG anstrebt, eine Liste mit Transmenschen, super beruhigend, wenn man bedenkt dass Polizisten, die nachweislich Daten von Politischen Gegnern abgerufen haben weiter arbeiten, wenn man bedenkt, dass dem Nordkreuzkomplex keine Konsequenzen folgten. Man kann sich vorstellen dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis eine solche Liste mit Namen und Adressen veröffentlicht wird und was für ein Ausmaß die Gewalt, die dann folgt annehmen wird.
Ich bin gespannt, ehrlich gespannt, ob die SPD einen solchen Entscheid im Bund unterstützt, und auch in Hinblick auf unserer Bundesland bin ich gespannt ob SPD und
Linke im Bundesrat gegen diese Form der menschenverachtenden Politik stimmen.

Ich hab die Hoffnung dass wir von der Politik mehr Hilfe bekommen, aber am Ende glaube ich aber dass wir uns um uns selbst kümmern müssen. Das bedeutet wir müssen unsere Veranstaltugen selbst schützen und auch unsere Medizinische Versorgung außerhalb des Gesundheitssystems organisieren.
Das wichtigste ist Gemeinschaft. Bildet Banden, findet Verbündete und baut Strukturen auf, Strukturen, welche sich umeinander kümmern. Kümmern aus Betroffenheit oder kümmern aus Solidarität.

Ihr könnt uns nicht vertreiben, nicht aus der Öffentlichkeit und nicht aus dem Leben. Wiederstand gegen Unsichtbarkeit ist Sichtbarkeit! Wiederstand gegen Einsamkeit ist Gemeinschaft! Wiederstand ist unser aller Glück!

Uns wird von jeher gesagt Queer zu sein, Trans zu sein sei furchtbar schrecklich und uns erwarte ein Leben voller Leid. Denn Ihr und damit meine Ich nichtmal nur die Faschisten; ihr redet über Suizid, Operationen, Selbsthass. Eure Sprache ist voller Gewalt, aber das ist nicht unser Leben. Es geht uns nicht schlecht weil wir Trans sind, sondern weil sich ändert wie Ihr uns seht wenn ihr erfahrt, dass man trans ist. Trans sein bedeutet auch, dass meine Eltern Talkshows zum Thema gucken und sich dann Sorgen machen müssen was mir passiert, wenn ich alleine nach Hause gehe. Aber ich bin nicht nur Trans.
Transness ist so anders als es oft gesehen wird, es ist wirklich oft Glück – trans joy:

Trans joy ist unnachgibig revulutionär und lebt weiter egal was die Welt veruchst uns einzureden.
Trans joy ist die Kleinstadt Pride mit Regenbogen Pyro, das sponatane Treffen im Cafe, das Patchbasteln am Nachmittag und sich spontan mit der Küchenscheere die Haare zu schneiden.
Trans joy ist sich in einer andern Stadt zum Mittag zu treffen und dann bis weit nach Mitternacht dazubleiben und auf der Couch zu schlafen, obwohl man am nächsten Tag viel zu früh Uni hat.
Trans joy sind die Menschen die mir gezeigt haben wer ich sein kann.
Trans joy im Kampf für unsere Rechte,
Trans joy ist es auch hier zu stehen oder leider auch nicht. Aber Trans joy ist auch einfach Gewöhnlich, denn wir sind auch einfach Menschen, egal wie oft wir nur Zahlen, Statistiken und Schlagzeilen sind.

egal wie sehr ihr versucht uns aus der Öffentlichkeit zu vertreiben wir kommen wieder queerness gibt es seit jeher und wir bleiben denn wir sind größer und älter als euer land euer volk und euer Gott!

Diese Welt ist voller schönheit und ich werde mit von niemandem sagen lassen das ich es nicht wert bin darin zu leben!

Rede von Juliana

Hi, ich bin Juliana von Selbstbestimmung Selbst Gemacht aus Berlin, guckt gern mal auf instagram @buendnis.selbstbestimmung oder auf queerokratia.de, was wir so machen.

Das Selbstbestimmungsgesetz bringt für viele eine praktische Erleichterung bei Änderung von Namen und eingetragenem Geschlecht und die Beendigung demütigender und teurer Zwangsgutachten. Gleichzeitig etabliert es z.B. auch ein Militärgeschlecht, das unter bestimmten Umständen vom restlichen Geschlecht abgespalten werden kann, um etwa trans Frauen in die Bundeswehr einzuziehen. Es enthält eine ähnliche Maßnahme zur völligen Aberkennung der Änderung, wenn der Staat jemand abschieben will. Dann wird sogar eine wahrscheinliche Änderung „allein zur Vereitelung der Abschiebung“, Zitat aus der Gesetzesbegründung, unterstellt.

Der jetzige Innenminister Dobrindt nutzt eine weitere angebliche Notwendigkeit, die ursprünglich im Selbstbestimmungsgesetz etabliert wurde: Die Datenweitergabe an alle sog. Sicherheitsbehörden des Deutschen Staates. Die stand auch im Kabinettsentwurf der Ampel, wurde aber kurz vor Verabschiedung rausgenommen. Dobrindt will das jetzt als Verordnung, in verschärfter Version bringen. Zitat aus dem
Entwurf hierzu
: „Hierfür werden in den Datensatz für das Meldewesen drei neue Datenblätter zum früheren Geschlechtseintrag aufgenommen, die die Speicherung des Geschlechtseintrags vor der Änderung nach §2 SBGG, das Datum der Änderung des Geschlechtseintrags sowie die Behörde, die die Änderung des Geschlechtseintrags vorgenommen hat und das Aktenzeichen” Das Selbstbestimmungsgesetzes selbst,
als meiner Einschätzung nach reaktionärstes Self-Id Gesetz aller Zeiten und Länder, kam unter der letzten Regierung und erwartbarerweise kommt die Verschärfung an den vorgelegten Stellschrauben durch die jetzige rechtere Regierung. Die Entwicklung hierhin kann man also durchaus als eine kollaborative Anstrengung von SPD, FDP Grünen, und Union sehen. Natürlich mit regem Aufgreifen von Inhalten, die die
AfD pusht.

Roderich Kiesewetter von der CDU hat vor 2 Wochen gefordert, den Spannungsfall auszurufen, wegen dem mutmaßlichen Fliegen von Drohnen über skandinavischen Flughäfen. Das heißt natürlich nicht, dass das bald wirklich passiert, das muss von Bundestag und Bundesrat mit großer Mehrheit entschieden werden. Aber schon ein sog. Spannungsfall, die Vorstufe des Verteidigungsfalls für die es keinen Angriff auf die BRD braucht, würde das Wiedereinsetzen der Wehrpflicht bedeuten. Und die Anwendung des Militärgeschlechts Paragraphen im Selbstbestimmungsgesetz. Das wiederum kann heißen, dass eine Person, die eine Änderung weg vom Geschlechtseintrag männlich anmeldet, wenn über ½ Jahr danach der Spannungsfall ausgerufen wird, davon noch getroffen werden kann. Dann gilt zwar zivil etwa der Geschlechtseintrag weiblich oder divers. Aber als bei dringendem Menschenmaterialbedarf der Bundeswehr einlösbares Einzugsticket in die Truppe wird man miltärisch weiter als männlich geführt. Über den QR Code auf den ausliegenden Zetteln könnt ihr ein kleines Theaterstück unserer Gruppe über eine solche mögliche Anwendung sehen.

Diese Rede soll Kontinuitäten aufzeigen. Das Selbstbestimmungsgesetz, oder wozu es die Ampel verbogen hat, ist eine Vorlage, härter draufzuhauen. Klar will die Union es schlimmer machen und ist dabei, es schlimmer zu machen. Und klar, es ist gut im Sinne von vielleicht nützlich, dass die Grünen in der Opposition Dobrindts Pläne verurteilen. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass sowohl Tessa Ganserer als auch Sven Lehmann die Datenweitergabe öffentlich gerechtfertigt haben, als sie Teil des Selbstbestimmungsgesetzes werden sollte. Oder es uns jetzt merken, wenn wir’s noch nicht wussten. Keine dieser Parteien wird für queere Interessen, queere Leben kämpfen, wenn es wirklich riskant wird, das zu tun. Schon gar nicht für trans Interessen und trans Leben. Der fehlende Widerstand bis hin zu Kollaboration von Demokat*innen in den USA mit dem transfeindlichen Rundumschlag des faschistischen
Trump Regimes, gibt da ganz gute Anhaltspunkte. Ich will aber mit was lustigem enden: Friedrich Merz schwänzt wohl die wöchentlichen Transfeindlichkeits Workshops im Konrad Adenauer Haus. Hört euch das hier an: https://www.focus.de/politik/im-focus-online-talk-mit-tijen-onaran-14-jaehrige-die-ihr-geschlecht-einfach-wechseln-merz-will-das-sofort-aendern_id_260709830.html

1 ½ Minuten Verzögerung durch bekannte Talkingpoints runterrattern, um dann 30 Sekunden „think about the kids“ zu wiederholen. Ja, der Typ ist gefährlich, ja seine Partei ist gefährlich aber er ist auch eine absolute Wurst, was anti trans Agitation angeht. Auch effektive Demagogie muss man lernen, er kann sie in vielen Bereichen, hier offenbar nicht. Sagt das jetzt was ganz wichtiges? Nein, aber es ist unterhaltsam
und ein bisschen befriedigend und warum nicht mal so enden?

Vielen Dank!

LOBBI M-V

Liebe queers und allies,

ich spreche heute für die LOBBI M-V, die Fachberatungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer, antisemitischer, homo- und transfeindlicher sowie antifeministischer Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern.

Wir beraten seit 2001 professionell Betroffene dieser Taten, unterstützen bei der Suche und Finanzierung von Anwält:innen und gerichtsfesten Gutachten, begleiten auf Wunsch zu polizeilichen Vernehmungen, Ärzt:innen, Gerichtsmedizin und Behörden, führen psychoedukative oder entlastende Gespräche mit Betroffenen, Zeug:innen und Angehörigen, helfen bei der Suche nach Fachärzt:innen und Psychotherapeut:innen sowie bei der Beantragung von Unterstützungs- und Entschädigungsleistungen.

Wir bleiben so lange an der Seite der Betroffenen, wie sie es wünschen und begleiten die anhängigen Gerichtsverfahren durch alle Instanzen.

Unsere Beratung ist parteilich, niedrigschwellig aufsuchend, unabhängig, intersektional, auftragsorientiert, natürlich vertraulich und auf Wunsch auch anonym – eine Strafanzeige bei der Polizei ist keine Bedingung für unsere Beratung.

Zudem erfassen wir alle Angriffe und Bedrohungen, von denen wir erfahren, um sie der polizeilichen Statistik zu politisch motivierter Gewalt von rechts gegenüberstellen sowie mit anderen Fachberatungsstellen auf Bundesebene vergleichen und verlässlich ein bundesweites differenziertes Gesamtbild zur Situation Betroffener geben zu können.

Wir gehen jedoch immer von einem relativ großen Dunkelfeld an Taten aus, da wir nur Vorfälle zählen und abbilden können, von den wir auf irgendeinem Weg erfahren und die wir auch verifizieren können.

Für diese Arbeit sind wir auf Hinweise und Meldungen aus unseren Netzwerken angewiesen: wenn Ihr einen rechten Angriff erlebt oder von einem rassistischen oder queerfeindlichen Angriff erfahrt, verweist die Betroffenen an uns, meldet den Vorfall über unsere Website lobbi-mv.de oder nehmt direkt Kontakt zu uns auf. Auch wenn ihr nicht ganz sicher seid  – im Zweifel ist jede Information hilfreich.

Anlässlich dieser Pride will ich im Speziellen über Gewalt und Bedrohung gegen queere Menschen, Aktivist:innen und solidarische Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern sprechen. Im Jahr 2024 erfasste die LOBBI bis zum März 2025 insgesamt 150 rechte Angriffe mit 211 Betroffenen. Dazu kamen wie in jedem Jahr auch für 2024 noch über 20 Nachmeldungen von Angriffen, die aufgrund des Zahlenschluss nicht mehr statistisch berücksichtigt werden können.

Von den 150 Angriffen im vergangenen Jahr  verzeichneten wir 10 Angriffe gegen queere Menschen oder Personen und Einrichtungen, die sich explizit mit queeren Menschen solidarisch zeigten und für ihre Rechte einsetzten. Auf Bundesebene sind es etwa 10 % der Vorfälle in diesem Motivbereich.

Einige dieser Fälle sind landesweit bekannt geworden, andere werden nur sehr lokal oder gar nicht besprochen. Es ist sehr auffällig, dass Personen, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität angegriffen werden, meistens, in etwa 30% der Fälle von massiver Sachbeschädigung, beispielsweise Brandstiftung im Wohn- oder Geschäftsumfeld oder an den Orten politischer Organisierung betroffen sind. Die LOBBI zählt diese Delikte als rechte Gewalt, da sie aus Betroffenenperspektive massive Auswirkungen auf das persönliche Sicherheitsempfinden der individuell beteiligten Personen wie auch der gesamten Community haben können. Die Infragestellung der persönlichen Sicherheit im eigenen Lebensbereich ist zuweilen schwieriger zu bewältigen als eine Erfahrung an einem anonymen öffentlichen Ort und hat Auswirkungen auf die Atmosphäre und die politische Beteilöigung in einer Region.

Am zweithäufigsten werden queere Menschen oder Allies in Mecklenburg-Vorpommern durch Täter:innen bedroht oder genötigt, in weiteren 30% der erfassten Fälle kam es zu Körperverletzungen.

Eine ähnliche Verteilung der Deliktarten ist beim Vorgehen rechter Akteur:innen gegen politische Gegner:innen festzustellen.

Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu Taten mit rassistischem Hintergrund, die in in 80 % der erfassten Fälle Körperverletzungen sind.

Das macht deutlich: die rechten und queerfeindlichen Akteur:innen setzen vermehrt auf Einschüchterung und Bedrohung, um queere Sichtbarkeit und den Kampf der queeren und feministischen Communities für gleiche Rechte und Selbstbestimmung einzuschränken.

Wir haben in den letzen zwei Jahren beobachten müssen, wie durch oft sehr junge Neonazis und neue wie alte rechte Strukturen zum Teil massiv gegen die politische LGBTIQ+-Bewegung vorgegangen wurde, so dass CSDs zum Teil nur mit beträchtlichem Schutz durch die Polizei durchgeführt werden konnten.

Angesichts der aktuellen politischen  Entwicklungen und des gesellschaftlichen Backlashs gilt es umso mehr, diese Tendenzen sichtbar zu machen, die Täter:innen und ihre Strukturen zu benennen und Solidarität zu üben: Solidarität zwischen urbanen und ländlichen Räumen, zwischen unterschiedlichen Generationen und auch zwischen verschiedenen emanzipatorischen Strömungen.

Wir sind froh, diese Demonstration als Zeichen des queerfeministischen politischen Aktivismus in Mecklenburg-Vorpommern zu sehen und wünschen Euch allen eine tolle Pride, viel Gelegenheit zur Vernetzung zur gegenseitigen Unterstützung.

Und am Schluss wiederhole ich noch einmal unsere Bitte: Meldet rechte Angriffe, unabhängig davon, ob ihr selbst Betroffene oder Zeug:in seid und egal, ob der Vorfall angezeigt wurde oder ihr eine Beratung braucht. Eure Meldung hilft möglicherweise Betroffenen und nicht zuletzt uns dabei, die Realitäten von Betroffenen rechter, rassistischer, queerfeindlicher und antisemitischer Gewalt abbilden zu können und damit eine Öffentlichkeit über das Geschehen zu informieren.

TIN* Beratungsstelle MV

Liebste Queers, liebe Verbündete,

Ich spreche heute für die TIN* Beratungsstelle MV. Seit Kurzem bieten wir Beratung zu Trans* Inter* und Nichtbinarität in Präsenz in Greifswald, online und telefonisch an.

Langfristig verfolgen wir das Ziel ein flächendeckendes, barrierearmes und niedrigschwelliges Beratungsangebot für das gesamte Bundesland zu schaffen.

In unserer Arbeit begegnen wir immer wieder strukturelle Herausforderungen, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von TIN* Personen in MV haben.

Wir erleben derzeit einen massiven Anstieg an TIN* und Queerfeindlicher Gewalt. Gleichzeitig zeigen politische Debatten, wie zum Beispiel über das Selbstbestimmungsgesetz und Einführung eines Sonderregister, wie sehr rechte Ideologien an Einfluss gewonnen haben. Insbesondere mit Blick auf die Landtagswahl 2026 spüren viele Ratsuchende und queere Akteur*innen diese Entwicklungen als enorme psychische Belastung.

Die medizinische und psychotherapeutische Versorgungslage in MV sehr angespannt wie nie. Ratsuchende berichten immer wieder von monatelangen, oft ergebnislosen Suchen nach Psychoterapeut*innen, die tin* und queersensibel arbeiten. Teilweise warten tin* Personen über ein Jahr auf einen Therapieplatz. Diese Wartezeiten sind nicht zumutbar. Psychische Stabilität ist eine Voraussetzung für die Kostenübernahme der Krankenkassen von Geschlechtsangleichenden Operationen. Das ist ein perfider Kreislauf: Das System verlangt Stabilität, nimmt uns aber die Strukturen, die Stabilität überhaupt ermöglichen könnten.

Auch in der Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit klaffen Anspruch und Realität weit auseinander. Fortbildungen, Projekttage und Aufklärung tragen entscheidend dazu bei, Vorurteile abzubauen. Aber der Bedarf übersteigt die vorhandenen Mittel bei Weiten. Queere Beratungsstellen und Selbstvertretungen bangen um ihre Existenz. Die meisten Strukturen werden ehrenamtlich getragen, die wenigen hauptamtlichen Stellen leben in permanenter Unsicherheit, ob ihre Finanzierung weitergeht. Was wir brauchen, sind endlich langfristige Förderperspektiven, keine Projektlogik, die jedes Jahr aufs Neue unsere Arbeit infrage stellt.

Gleichzeitig fallen immer mehr queere Schutzräume immer weg. Treffpunkte schließen, Räume gehen verloren, Strukturen bröckeln. Dabei wissen wir alle: Diese Orte sind überlebenswichtig. Sie sind Orte des Atemholens, der Solidarität, der Sicherheit.

Wir wollen auch Schutzräume in denen die Perspektiven von TIN* Personen, die Mehrfachdiskriminierung erleben, nicht in Vergessenheit geraten. BeHinderte TIN* Personen, TIN* BiPoC und geflüchtete TIN* Personen zum Beispiel erleben auch in queeren Räumen häufig Diskriminierung, oder Barrieren. Es ist unsere Verantwortung, etwas daran zu ändern und Strukturen zu schaffen in denen sich TIN* Personen, die Mehrfachdiskriminierung erleben, sicher und aktiv sein können.

Wenige Meter von hier ist das Pari. Hier soll ein Raum entstehen, in dem sich insbesondere marginalisierte Personen sicher fühlen, begegnen und aktiv mitgestalten können. Bevor es soweit ist, stehen noch einige Bauarbeiten an. Wenn ihr dabei unterstützen wollt und könnt: Kommt vorbei. Macht mit. Baut mit an einem Stück queerer Zukunft.

Roter Hafen

Hallo ihr Lieben,

es ist so schön, heute hier mit euch zu sein. So viele Gesichter, so viele Stimmen, so viele Geschichten. Und doch sind wir heute eins: eine Community, die zusammenkommt, um sichtbar zu sein, um sich gegenseitig zu stärken und um zu feiern, dass wir existieren.

Queeres Leben bedeutet für viele von uns, immer wieder gegen Widerstände anzutreten. Viele von uns erfahren Ablehnung in der Familie, im Job oder auf der Straße. Aber was uns trägt, was uns stark macht, ist genau das, was wir hier sehen: Gemeinschaft. Rückhalt. Das Wissen, dass wir nicht alleine sind. Dass wir füreinander da sind.

Jede Person, jede queere Person hat das Recht darauf, sich sicher und aufgehoben zu fühlen. Und weil wir wissen, dass das in der Gesellschaft nicht selbstverständlich ist, schaffen wir unsere eigenen Räume. Räume, in denen wir uns gegenseitig zuhören, uns auffangen und uns daran erinnern: Du bist gut so, wie du bist.

Die Kraft unserer Community liegt darin, dass wir uns organisieren, dass wir Gruppen bilden, die füreinander einstehen. Ob es kleine Freundeskreise sind, lokale Initiativen oder große Netzwerke, denn all das sind Orte, an denen Solidarität Wirklichkeit wird. Wir lernen voneinander, wir geben einander Mut, und wir schaffen Strukturen, die uns tragen, wenn die Welt da draußen feindlich erscheint.

Und genau deswegen ist es so wichtig, dass wir diese Gruppen nicht nur als „Nischen“ betrachten, sondern als Grundlage einer solidarischen Gesellschaft. Denn das, was wir im Kleinen leben, das Füreinander da sein, Teilen, Unterstützen, ist genau das, was die Welt im Großen so dringend braucht. Es ist das, was wir brauchen, um eine Gesellschaft zu schaffen, die solidarisch ist.

Queere Rechte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie wurden erkämpft, und sie müssen verteidigt werden, gerade jetzt, wo sie in so vielen Ländern wieder angegriffen werden. Rechte Kräfte wollen uns spalten und mundtot machen, doch wir antworten mit Zusammenhalt.

Und auch über den Kapitalismus und das System hinauszudenken, gehört dazu. Denn ein System, das Menschen nur nach ihrem Wert für den Markt betrachtet, wird nie echte Befreiung ermöglichen. Wir sind nicht Konsument*innen, die man im Juni mit Regenbogen-Produkten abspeist, wir sind Menschen mit Rechten, mit Würde, mit Träumen. Unsere Zukunft liegt in Solidarität, nicht im Profit. Queere Kämpfe sind untrennbar antikapitalistisch und antifaschistisch.

Eine Gesellschaft, die queere Menschen akzeptiert und toleriert, die medizinische Versorgung kostenlos bereitstellt, ist nicht im Kapitalismus möglich! Sie kann nur im Sozialismus garantiert werden, nur wenn wir, die Arbeiter*innen, Schüler*innen, Studierende, Azubis die Produktion gemeinsam verwalten und planen, sie nach unseren Bedürfnissen organisieren und nicht nach dem Profit weniger.

Es reicht nicht, nur „akzeptiert“ zu werden, wir wollen frei leben, ohne Angst, ohne Unterdrückung.

Lasst uns also heute Hoffnung schöpfen. Denn jede Gruppe, die sich bildet, jede Stimme, die laut wird, jede Person, die sich nicht verbiegen lässt, bringt uns einer Welt näher, in der wir frei leben können, sichtbar, sicher und selbstbestimmt. Jede einzelne von uns trägt etwas dazu bei, dass queeres Leben sichtbar und stark bleibt.

Meldet euch also gerne bei uns oder bei Pride, wenn ihr etwas auf die Beine stellen wollt, euch organisieren wollt oder einfach nur Rat braucht.

Gemeinsam sind wir stark. Und gemeinsam können wir alles verändern.

Pali-Soli

Liebe Freund*innen, liebe Community,

Ich möchte mich zunächst bei den Organisator*innen der Alternativen Pride bedanken, dass wir als Pali-Soli Greifswald hier die Gelegenheit bekommen, ein paar Worte an euch zu richten. Wir haben uns gegründet um das Schweigen in Greifswald zu durchbrechen, um auch hier in Greifswald und MV den Widerstand gegen den Genozid und gegen die Besatzung Palästinas zu stärken. Dass Menschen in so großen Zahlen wie gestern oder vor zwei Wochen in Berlin für die Menschen in Palästina auf die Straße gehen, wurde erkämpft. Von Palästinenser*innen und anderen, die von Anfang an und auch lange vor dem Genozid auf die Straße gingen, deren Demonstrationsrecht mit Füßen getreten wurde, die mit Klagen überzogen und immer und immer wieder,  bis heute von der Polizei verprügelt werden. Auch dass wir heute hier stehen können wurde erkämpft.

Ich stehe hier als Ally aber der heutige relative Grad an Freiheit in dem queere Menschen leben können, wurde durch queere Menschen selbst erkämpft. Stonewall was a riot, kein rave, keine bürgerliche Party, ein Riot. Heutzutage beobachten wir immer mehr wie bürgerliche und konservative Parteien, Unternehmen und Staaten die Pride für sich vereinnahmen. Es sind die selben Kräfte, gegen deren Widerstand diese Sichtbarkeit erkämpft wurde, die sich heute ins gemachte Nest setzen und die Pride für ihr Pinkwashing benutzen. Das richtet sich auch an linksliberale, die sich selbst als progressiv verstehen und sich gerne als woke inszenieren.
Um aus dem Track Free Palestine zu zitieren. „Eure Heuchelei macht mich so aggressiv, das ganze Jahr macht ihr einen auf Woke aber nicht ein Wort über Falastin“.

Israel missbraucht die queere Community gezielt als Waffe im Genozid gegen Palästina. Queeren Menschen, die gegen Völkermord und Besatzung auf die Straße gehen, wird an den Kopf geworfen „In Gaza würdet ihr umgebracht werden“. Sich selbst inszeniert Israel gleichzeitig als besonders progressiv. Eine Lüge. Eine Ehe für Alle gibt es bis bis heute nicht. Die größte Gefahr für queere Menschen in Gaza sind israelische Bomben, nicht die Queerfeindlichkeit von Palästinenser*innen. Die israelische Propaganda inszeniert Palästinenser*innen als besonders rückwärtsgewandt, als islamistische Barbaren, die keine anderes Interesse haben als queere Menschen von Häusern zu werfen und Jüd*innen zu ermorden. So wird der Völkermord gerechtfertigt. Wir stellen uns dagegen.

Die Unterdrückung queerer Menschen ist real und existiert überall auf der Welt, in Deutschland und Israel wie auch in Palästina. Aber niemals darf das als Rechtfertigung für einen Völkermord dienen. Queere Menschen haben keine Chance auf Freiheit wenn sie ausgehungert und zerbombt werden. Unsere Kämpfe sind verbunden. Der Kampf um die queere Befreiung ist intersektional. Er ist antikolonial, antiimperialistisch, antikapitalistisch und grenzenlos, er ist untrennbar verbunden mit der Befreiung aller Menschen von jeglicher Form der Unterdrückung. Wir sagen klar und deutlich:

There is no Pride in Apartheid
There is no Pride in Occupation
There is no pride in Genocide.
None of us are free untill all of us are free.
Free Falastin.